Digitale Kommunikation ganz einfach: berühren, bewegen, begleiten
Die Originalversion dieses Beitrags habe ich vor fast genau zwei Jahren veröffentlicht. Wow! Hätte mich jemand gefragt, hätte ich nie so weit zurückgedacht, denn ich finde die Grundidee, die ich damals hier formuliert habe auch heute noch valide. Es geht um Kommunikation an sich, um ein Muster, das ich beobachtet und auf digitale Kommunikation umgelegt habe.
Dennoch ist sind zwei Jahren, in digitalen Metriken gemessen, eine lange Zeit. Damals waren Begriffe wie Content Shock, Content Recycling und Evergreen Content (zumindest im deutschsprachigen Raum) noch relativ unbekannt, abgesehen von einer kleinen Digitalmarketing-Community.
Geprägt von der zunehmenden Masse an Online-Inhalten, die wir natürlich auch selbst „mitverschulden“, wird es Zeit nachhaltiger mit unserem eigenen Content, unserer Arbeitszeit und auch monetären Ressourcen umzugehen. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass unsere Inhalte wertvoll und erhaltenswert sind. Sie verdienen es, regelmäßig auf den neusten Stand gebracht zu werden – so entsteht Evergreen Content.
Dieser Beitrag gehört für mich dazu…
Veränderung als Kommunikationskonstante
In meinem Beitrag Kinder sind Kommunikationsprofis habe ich Folgendes festgehalten:
Ja, erfolgreiche Kommunikation braucht ein verändertes Mindset und diese Einstellung liegt allen meinen Empfehlungen und Maßnahmen (Content Marketing, Online-PR) zugrunde. Darüber hinaus folgt Kommunikation immer einem klaren Muster. Wenn du es also ernst mit erfolgreicher digitaler Unternehmenskommunikation meinst, dann mache dich vertraut mit den 3 Bs.
Schön aber, was genau sind die drei Bs und welche Rolle spielen sie in der Digitalen Kommunikation?
Digitale Kommunikation berührt
Wenn ich mit meinen Kindern oder auch meinem Mann etwas Wichtiges zu besprechen habe oder auch einfach nur will, dass sie mir tatsächlich zuhören, dann fängt dieses Gespräch immer mit einer sanften Berührung an. „Hallo, ich bin da! Kann ich deine Aufmerksamkeit haben?“ Macht ihr das auch? Oder eher nicht (mehr)? Bei Kindern können wir dieses typische verhalten noch ausgiebig beobachten. Sie ziehen an deinen Beinen, Armen, Ohren, ziehen deine Augenlieder hoch während du noch im Bett liegst, weil sie dir etwas ganz Wichtiges erzählen wollen… Unsere Kleinen sind hier wirklich unnachgiebig, bis wir ihnen die erwartete Aufmerksamkeit schenken.
Im professionellen Kommunikationsalltag mit unseren Dialoggruppen ist dieses „berühren“ natürlich nicht so einfach. Abgesehen von unseriösen StraßenverkäuferInnen, wird man für Businesszwecke kaum noch am Ärmel gezogen. Im Rahmen digitaler Kommunikation ist körperlicher Kontakt ohnehin unmöglich. Was bedeutet es also, seine Zielgruppe zu berühren?
Wenn ich sage, dass wir unsere Dialoggruppen mittels digitaler Kommunikation berühren sollen, dann bedeutet das, dieselbe Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie kleine Kinder das tun. Das ist natürlich in unserer heutigen Informationsdichte – besonders im Social Web – alles andere als einfach. Dennoch, der erste Schritt heißt Aufmerksamkeit.
Wie können wir mit digitaler Kommunikation die Menschen berühren und Aufmerksamkeit schaffen? Share on XDamit das klappt, muss ich meine Zielgruppe natürlich gut kennen. Ich muss wissen, wo ich sie finde, was diese Menschen dort tun bzw. suchen, wie ich sie am besten anspreche… Je mehr Informationen ich habe, desto leichter wird es sein. Einfach in die Masse hineinzubrüllen ist eine denkbar schlechte Strategie. Viel besser funktionieren z.B. Trigger (egal ob Bild, Ton oder Wort).
Aufmerksamkeit im Social Web braucht Analysen, Informationen und die richtigen Trigger. Share on XAls analoges Beispiel für die Wirksamkeit solcher Trigger, nehme ich gerne (wieder) meine Tochter. Ich kann sie ewig zu mir rufen, wenn sie in ihr Spiel oder einen Zeichentrick vertieft ist. Egal welche Tonhöhe oder Lautstärke ich verwende, sie hört mich nicht. Sage ich aber „Zauberworte“ wie Bonbon oder Schokolade, steht sie in spätestens drei Sekunden vor mir. 😉
Wenn wir im Social Web Aufmerksamkeit erreichen will, brauchen wir ein tiefes Verständnis über unsere potenziellen Gesprächspartner. Wir brauchen Analysen, Beschreibungen (Buyer Personas), Informationen darüber, was sie beschäftigt, was ihnen Sorgen bereite. Zusätzlich müssen wir wissen, auf welche Art unsere Dialoggruppe angesprochen werden will. Ist ein witziger, ernster, persönlicher oder diskreter Zugang am sinnvollsten? Oder sollen wir mit Pauken und Trompeten im Newsfeed auftreten? Gibt es effektive Trigger? All diese Fragen sollten wir beantworten können, wenn wir digitale Kommunikation initiieren wollen.
Digitale Kommunikation bewegt
Haben wir die Aufmerksamkeit unserer Dialoggruppe erreicht, sind wir schon einen großen Schritt weiter. Wir wollen aber unserer Zielgruppe nicht nur zeigen, dass es uns gibt, sondern wir wollen auch eine Reaktion auslösen. Wir wollen keinen Monolog führen, sondern wenn möglich einen echten und konstanten Dialog in Gang setzen. Unsere Kommunikation soll in Bewegung gebracht werden und auch in Bewegung bleiben.
Das Bewegen unserer Zielgruppen ist sogar noch schwerer als „nur“ ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Digitale Kommunikation ohne Shares, Kommentare, Empfehlungen und Verlinkungen ist undenkbar, aber die Große Frage lautet: Wie? Wie animiere ich meine Zielgruppe zum Klick? Das Thema Interaktion im Social Web habe ich vor kurzem ausführlich behandelt, hier kannst du alles nachlesen.
Digitale Kommunikation ohne Shares, Kommentare, Empfehlungen und Verlinkungen ist undenkbar. Aber wie? Share on XEin anderes Problem ist, dass viele Kommunikationsverantwortliche dazu neigen, nach der ersten zaghaften Kontaktaufnahme der Gesprächspartner, diese mit zu verkaufslastigen Themen und Beiträgen oder gar plumper Werbung wieder zu vergraulen. Im Social Web müssen wir unserer Zielgruppe die Krone aufsetzen und dafür brauchen wir einen ganz bestimmten Mindset.
Digitale Kommunikation begleitet
Hat man erst einmal seine Kommunikation in eine konstante Bewegung gebracht, dann kommt das Begleiten schon fast von ganz allein. Wir begleiten unsere Dialoggruppe durch ihren Alltag, ihr Leben. Wir sind durch konstante, ehrliche und offene Kommunikation zu Vertrauten, Partnern oder sogar Freunden geworden – wir haben Vertrauen aufgebaut. Naja, vielleicht ist es nicht ganz so einfach, aber im Prinzip ist es absolut simpel.
Das Ziel digitaler Kommunikation muss Vertrauen heißen. Warum? Share on XVertrauen ist die Grundlage menschlichen Zusammenlebens, auch im Social Web. Auch Verkaufen – und letzten Endes geht es vielen UnternehmerInnen eben darum, Umsatz zu machen – setzt Vertrauen voraus. Erst wenn dieses besteht, macht es Sinn unsere Produkte und Dienstleistungen anzubieten, ganz einfach deshalb, weil unsere Bemühungen erst dann auf fruchtbaren Boden fallen.
Wo würdest du einen Gebrauchtwagen kaufen, fragte ich bereits in einem älteren Beitrag. Die Antwort wird wohl auch jetzt noch stimmen: bei jemanden, den ich vertraue. Keine noch so gute Werbung, kein Gewinnspiel und Gutschein, keine Internet-Suche ist auch nur annähernd so ausschlaggebend bei Kaufentscheidungen, wie das Vertrauen, das über Monate oder gar Jahre hinweg aufgebaut wurde.
Mit den 3 B der Kommunikation arbeiten
Das Modell der 3 B hat verdeutlicht, wie wichtig eine langfristig angelegte, strategische und ehrliche Kommunikation mit unseren Dialoggruppen ist. Die einzelnen Stadien – berühren, bewegen, begleiten – sollten in der Konzeptionierung und strategischen Planung von Kommunikationsmaßnahmen immer mitgedacht und berücksichtigt werden.
Wenn du dir unsicher bist, wie das genau funktioniert und auf was du achten musst, kannst du Kommunikationsflüsse im Social Web auf persönliche Ebene herunterbrechen. Versetze dich in eine face2face Situation, versuche dich in dein Gegenüber hineinzudenken. Wie würdest du behandelt werden wollen? Was würde dich ansprechen? Wie agierst du im Social Web? Digitale Kommunikation ist Kommunikation zwischen Menschen – auch das sollten wir nicht vergessen.
Wie siehst du das ganze Thema? Kannst du mit meinem Modell etwas anfangen, hilft es dir weiter oder fehlt noch etwas? Lass es mich wissen. Ich freue mich über deine Kommentare und Shares.
Ralph
Ein einfach und wirkungsvoller Ansatz für eine bessere Kommunikation in der Online und Offline Welt. Manchmal kann das Leben doch sehr einfach sein 😉
Beste Grüße
Ralph
Ivana
Danke, Ralph!
Ich orientiere mich da an Einstein: Wenn du es nicht simpel erklären kannst, hast du es nicht (ganz) verstanden.
Ich plädiere immer für ganz einfache Erklärungen und die Zuhilfenahme von Visualisierungen. Die Angst deshalb als dumm/plump/unprofessionell bezeichnet zu werden, habe ich längst abgelegt. Meine positiven Erfahrungen geben mir Recht.
Liebe Grüße!