Unternehmensphilosophie – die Persönlichkeit eines Unternehmens
Hast du dich schon einmal gefragt, wie und warum wir als Gesellschaft im Großen und Ganzen funktionieren? Was ist es, das uns als Gemeinschaft zusammenhält und es im Grunde nur wenige Ausreißer gibt? Was ist dieses unsichtbare Band, das uns zusammenhält?
Das zwischenmenschliche Verhalten in unserer Gesellschaft wird durch Werte und Normen gestaltet. Diese gelten “einfach so” für uns, wir halten uns daran. Werte und Normen bilden also jenen Rahmen, der uns zusammenhält und innerhalb dessen wir uns bewegen und handeln.
Werte spiegeln bestimmte Grundhaltungen wider und beeinflussen damit unser Verhalten. Normen verstehen sich dabei als Verhaltensregeln, die sich aus den Werten ableiten lassen. So sprechen wir als Gemeinschaft alle vom Gleichen und haben ein einheitliches Bild davon, was erwartbar ist und was nicht.
Dieses System von Werten und Normen gibt es im Großen und im Kleinen, innerhalb unserer Gesellschaft, unseren Familien, aber auch unseren Unternehmen.
Haben Unternehmen einen Charakter?
So wie Gesellschaften und Familien “Charakter” haben, haben ihn auch Unternehmen. Jede Unternehmung hat eine Persönlichkeit, die nach innen und außen wirkt und wahrgenommen wird. Diese Normen und Werte eines Unternehmens, egal ob ausformuliert oder nicht, werden unter dem Begriff Unternehmensphilosophie zusammengefasst.
Eine Unternehmensphilosophie ist also eine Sammlung von Werten und Überzeugungen, die ein Unternehmen leiten. Es ist der zentrale Schnittpunkt von Entscheidungen – strategischer, operativer und moralischer – die im Laufe der Zeit getroffen wurden.
Die Definition einer Unternehmensphilosophie hat sich seit der ersten Prägung des Begriffs Ende des 19. Jahrhunderts weiterentwickelt. Der Begriff „Unternehmensphilosophie“ wurde erstmals verwendet, um die Ansichten über das Leben und Arbeiten von Unternehmen in Japan während der Zeit der Meiji-Restauration (1868-1912) zu beschreiben. In den letzten Jahren wurde der Fokus aber verstärkt auf die Entwicklung und Vermittlung von Kernwerten eines Unternehmens an Mitarbeiter und Kunden gelegt. Diese Verschiebung ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als aktive Akteure der Gesellschaft sehen und wissen möchten, wie ihre Arbeitgeber soziale Fragestellungen und Herausforderungen angehen.
Es geht bei der Unternehmensphilosophie auch darum, begreifbar zu machen, welche Geschichte das Unternehmen erzählt (bzw. erzählen will) und welche Grundhaltung es als Basis hat. Die Philosophie ist der Maßstab, der vorgibt, wie das Außenbild sein soll, wozu die Unternehmung sich bekennt, wofür sie nicht steht, warum es sie gibt und was sie antreibt. Auf dieser Basis können das Leitbild und die Handlungen für die Praxis abgeleitet und umgesetzt werden.
Die Unternehmensphilosophie bildet den Grundstock und legitimiert die Handlungen und Maßnahmen einer Organisation. Sie legt die für sie idealen aber realistischen und glaubwürdigen Werte, Regeln und Grundsätze fest, an denen sich Mitarbeiter und Führungskräfte einer Organisation orientieren sollten.
Was gehört zur Unternehmensphilosophie dazu und was nicht?
Die Unternehmensphilosophie ist die Sammlung von Überzeugungen, die ein Unternehmen für wahr hält. Sie werden typischerweise als eine Reihe von Aussagen ausgedrückt, die die Handlungen des Unternehmens leiten. Diese Überzeugungen beschränken sich nicht nur auf die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens, sondern auch darauf, wie sie mit ihren Kunden, Mitarbeitern und Gemeinschaften interagieren.
Henne oder Ei? Diese Frage lässt sich bei der Unternehmensphilosophie klären. Die Philosophie ist zuerst da, sie bildet die Grundlage und aus ihr leiten sich sowohl die Unternehmenskultur, als auch das Unternehmensleitbild und die Strategie einer Organisation ab. Erst durch übereinstimmende Wertevorstellungen und Normen ergibt sich die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes.
Was kann eine Unternehmensphilosophie leisten – und was nicht?
Eine Unternehmensphilosophie kann ein starkes Instrument sein, um die Handlungen und Entscheidungen eines Unternehmens zu lenken. Eine gut entwickelte Unternehmensphilosophie sollte Antworten auf Fragen wie diese geben:
- Für welche Werte steht das Unternehmen?
- Welches Handeln ist für das Unternehmen vertretbar?
- Wie will das Unternehmen die Welt verändern?
- Was will und kann das Unternehmen dafür tun?
Die Beantwortung dieser Fragen kann Unternehmen bei ihrer strategischen Planung, Entscheidungsfindung und Kommunikation helfen. Die Unternehmensphilosophie wirkt wie ein innerer Wegweiser, der bei Veränderungen oder Hindernissen gewährleistet, dass es trotzdem weiter in die richtige Richtung geht.
Die Werte und Normen von Unternehmensphilosophie und Kultur müssen von den Führungskräften aktiv (vor-)gelebt, vermittelt und unterstützt werden, damit sie ihren Erfolgscharakter entwickeln können.
Was sind die Vorteile einer starken und aktiv gelebten Philosophie?
Eine gute Unternehmensphilosophie trägt durch ihre klare Wertehaltung nicht nur dazu bei, die richtigen Talente zu finden und anzuziehen, sondern dient auch als wichtiges Instrument zur Gewährleistung der Einheitlichkeit in ihrer gesamten Organisation. Sie hat sinnstiftende Wirkung.
Nach innen hin stärkt sie das Gemeinschaftsgefühl, die Identifikation und die Motivation aller Mitarbeitenden. Das führt dann fast automatisch dazu, dass die Belegschaft eine Rolle als positiver Botschafter nach außen hin einnimmt. Die Philosophie richtet einen hellen Scheinwerfer auf die Organisation und dient somit einer optimalen Wahrnehmung für die Außenwelt – ein positives Image ist die Folge. Sie macht den Nutzen der Organisation für die eigenen Kolleg:innen, die Kunden, aber auch der Gesellschaft allgemein deutlich. Damit ist auch eine gute Abgrenzung am Markt möglich.
Was unterscheidet die Unternehmensphilosophie vom Unternehmensleitbild?
Die Unternehmensphilosophie ist eine Sammlung von Grundprinzipien, die das Handeln und die Entscheidungen des Unternehmens leitet und hat, wie übrigens auch das Leitbild, einen Soll-Charakter. Sie erklärt das „Warum“ hinter den Handlungen und Entscheidungen des Unternehmens. Bei der Unternehmensphilosophie geht es eher darum, wofür ein Unternehmen steht. Werte, Regeln und Grundsätze spielen die Hauptrolle.
Beim Unternehmensleitbild geht es eher darum, was das Unternehmen tut, was es Kunden bietet und wie es mit Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens umgeht. Es definiert ein klares Ziel und beschreibt, wie das Unternehmen dorthin gelangen möchte. Vom Unternehmensleitbild lassen sich kurze, prägnante Handlungsweisen für alle Beteiligten ableiten. Die Entwicklung des Leitbildes hängt also von der Unternehmensphilosophie ab.
Die Philosophie ist die passive Basis, das Leitbild ist der aktive Part, der handelt und umsetzt.
Wie formuliert man eine Unternehmensphilosophie?
Die Grundlage für die Philosophie ist das Selbstverständnis des Unternehmens. Wie sind und handeln wir? Was tun wir und was tun wir nicht? Darüber hinaus sollte sich auch ein erstes Zukunftsbild erkennen lassen. Somit klingen Vision, Mission und Ziele schon etwas mit. Es geht um einen idealen, aber realistischen Persönlichkeit-Soll-Zustand des Unternehmens. Wichtig dabei ist eine klare, schriftliche Definition dieses Wunschbildes. Dieses sollte konkret, aber nicht zu detailliert, ehrlich, realistisch und in einfachen kurzen Sätzen formuliert sein. Die kurzen Sätze können dann ruhig noch erläutert werden. Wichtig ist zu beschreiben, welche „Charaktereigenschaften“ das Unternehmen hat.
Ein zentraler Punkt bei der Formulierung der Unternehmensphilosophie ist die Sicherstellung dessen, dass am Ende des Prozesses alle vom Gleichen sprechen und ein einheitliches Bild vor sich haben, was das Unternehmen ausmacht. Jeder Mitarbeiter versteht dann die Botschaft der Unternehmensphilosophie für seinen individuellen Bereich. Um diese breite Sichtweise und Akzeptanz zu erreichen, sollten bei der Erarbeitung sowohl die Führungsebene als auch ein abteilungsübergreifendes Team aus verschiedenen Bereichen bei der Erstellung und Formulierung mitarbeiten. So wird die Philosophie nicht von oben herab vorgesetzt, sondern es findet eine echte Einigung auf gemeinsame Wertvorstellungen und Normen statt, die am Ende auch gelebt werden.
In der Praxis ist es oft so, dass Philosophie und Leitbild in einem Prozess erarbeitet werden. Das ist effektiv und spart Zeit und Geld. Zudem kann auch die Kommunikation der Ergebnisse in einem Zug erfolgen. Da wir unseren Zugang zur Erarbeitung bereits beim Blogbeitrag zum Leitbild genauer erklärt haben, gibt’s an dieser Stelle die Verlinkung dorthin.
Im Sinne der positiven Innen- und Außenwahrnehmung sollen diese einvernehmlich erarbeiteten Werte und Normen der Organisation natürlich auch nach innen und außen kommuniziert werden. Für neue Mitarbeiter können die Informationen in einem Welcome-Package integriert sein. Viel wichtiger aber ist, dass diese Philosophie innerhalb der Belegschaft auch gelebt wird und die schriftlich ausgearbeiteten Gedanken “nur” die Realität bestätigen. Die nach außen kommunizierten Werte finden sich auf der Homepage, in Foldern und Flyern und im Umgang mit Kund:innen und Partnern wieder.
Stolpersteine, Hürden, Herausforderungen für die Unternehmensphilosophie
Die Erarbeitung einer Unternehmensphilosophie ist mit einem nicht zu unterschätzenden Aufwand verbunden und hält viele Stolpersteine parat. Ähnlich wie bei der Entwicklung des Unternehmensleitbildes ist es essenziell, dass Realität und Wunschbild übereinstimmen und für die Erarbeitung möglichst viele Mitarbeiter:innen in denn Prozess miteinbezogen werden. Andernfalls droht ein gegenteiliger Effekt.
Auch die Glaubwürdigkeit einer Organisation kann darunter leiden, wenn Soll- und Ist-Zustand nicht in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Worthülsen und allgemeine Formulierungen ohne Realitätsbezug braucht niemand. Zudem müssen Transparenz und Klarheit an den Tag gelegt werden. Ist es glaubwürdig, was das Unternehmen in seiner Philosophie erzählt? Woran erkennt man das? Das alles gelingt aber nur in einem umfassenden Prozess, der weite Teile des Unternehmens umfasst.
Wenn du Unterstützung bei der Entwicklung der Unternehmensphilosophie brauchst, melde dich gerne bei uns. Lass uns bei einem unverbindlichen Erstgespräch einfach mal darüber reden.
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[…] Nur die Unternehmen, die es auch wirklich machen wollen! Hier geht es nicht um einen Trend, auf den man aufspringt, sondern ein Abbild der gelebten Unternehmensphilosophie. […]