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Resonanz statt Content Flut Resonanz statt Content Flut

Gegen die Content Flut hilft nur Resonanz

Wer kennt es nicht? Kaum ist man ein langes Wochenende unterwegs und hat sich bewusst ein wenig Auszeit genommen, ist man – back to business – überrumpelt von der Flut der E-Mails und der Massen an neuen Beiträgen, die in den RSS-Feed eingetrudelt sind. Wer soll das alles lesen? Müssen wir das überhaupt alles lesen? Die Content-Flut ist unerbittlich.

Natürlich wollen wir keine Entwicklungen, Trends und Neuerungen verpassen, aber die stetig steigende Zahl an Online-Inhalten ist für viele von uns, besonders im Bereich PR und Marketing, nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine echte Gefahr für die Unternehmenskommunikation. Warum? Weil diese Beschleunigung, der Zwang das Tempo laufend zu erhöhen, auf Kosten anderer wichtiger Faktoren geht, der Relevanz zum Beispiel.

Heute zeige ich dir meine drei besten Tipps, wie ich mit der Content Flut umgehe und gehe kurz auf die Frage ein, ob Slow Blogging und Slow Marketing wirklich die Antwort auf die ständige Beschleunigung sind. 

Content Flut und Content Schock seit Jahren…

Zum Thema Content Flut gab es seit dem initialen Beitrag von Mark Schaefer immer wieder neue Beiträge, so auch auf meinem Blog. Daher möchte ich nicht mehr viel zu diesem Thema sagen. Ja, er ist real und es bleibt abzuwarten, wann sich die Spreu von Weizen trennt. Guter, origineller und nützlicher Content wird seine Leserschaft finden. Weniger gute Inhalte werden aussortiert bzw. ignoriert werden . spätestens im Postfach der Leserinnen und Leser.

Lange Zeit dachte ich, die Masse an Inhalten wird sich irgendwann einpendeln. Irgendwann wird es einfacher, übersichtlicher. Aber Fakt ist: Ich warte immer noch. Ob es jemals kommt? Langsam zweifle ich daran, denn es strömen immer mehr Inhalte, auf immer mehr Kanälen, in immer mehr Varianten auf uns zu. Da heißt es tief Luft holen, abtauchen und herausfiltern, was man wirklich braucht.

Frühjahrsputz für deine Content-Quellen

Was ich daher immer wieder regelmäßig mache ist digital auszumisten! Ich sage das bewusst so überspitzt, denn nur wenn wir die Arbeit richtig anpacken, werden wir den gewünschten Effekt sehen. Diese drei Schritte solltest du meine Meinung nach regelmäßig wiederholen:

  1. Email-Postfach aufräumen:
    Wie viele Newsletter hast du abonniert und wie viele davon liest du wirklich regelmäßig?
    Ich rate dir alle abzubestellen, bei denen du die letzten zwei Male keinen weiterführenden Link angeklickt hast. Ich habe so ungefähr 95 % meiner Newsletter verabschiedet. Und weißt du was? Ich vermisse sie überhaupt nicht.
  2. Social Media Feeds aufräumen:
    Ähnlich wie mit den Newslettern, solltest du auch deine Gefällt-mir-Angaben auf Facebook, Instagram, Twitter LinkedIn und Co. einer ordentlichen Diät unterziehen. Und wenn wir schon dabei sind, können wir auch einige „Freunde“ entfernen bzw. ausblenden, die uns mit ihren Aussagen und Statements wertvolle Lebensminuten klauen. Nicht so schüchtern! Sie werden es ohnehin nicht merken und bei Gelegenheit kannst du sie ja wieder einblenden.
  3. RSS-Reader aufräumen:
    Falls du bisher keinen genutzt hast, hier meine ehrliche Empfehlung: Ja, ein RSS-Reader macht Sinn und bietet dir die Möglichkeit gezielt Infos zu sammeln und nach Themenbereichen zu sortieren. Falls du schon einen RSS-Reader hast, empfehle ich auch hier einmal ordentlich auszumisten. Lösche Feeds, die dir keinen echten Nutzen bringen und fasse die restlichen Feeds in für dich logische, thematische Einheiten zusammen.

Mit diesen drei Schritten tue ich mir regelmäßig einen großen Gefallen und ich bin mir sicher, dass es dir ebenfalls gut tun wird. Falls du noch einen Tipp für einen RSS-Reader oder andere hilfreiche Tools brauchst, dann empfehle ich dir diesen Beitrag.

3 einfache, aber hilfreiche Maßnahmen gegen die #contentflut Share on X

Content Flut trifft Slow Blogging

Als Gegenbewegung zur konstanten Beschleunigung unserer Zeit, haben sich einige Slow-Bewegungen formiert: Slow Blogging, Slow Marketing und natürlich Slow Food. Während ich den Wunsch zur Entschleunigung verstehe und oftmals selbst verspüre, habe ich in einem Interview in der Wiener Zeitung noch eine andere Perspektive auf diese Entwicklungen gezeigt bekommen. Interviewt wurde der Soziologe Hartmut Rosa, der sich ausgiebig mit den Wirkungsaspekten der Beschleunigung auseinandergesetzt hat. Hier ein Zitat:

Moderne Gesellschaften können sich nur erhalten, wenn sie sich permanent steigern. Das gilt auch in der Wissenschaft oder im Sport. Damit sind eine Reihe von Problemen verbunden, denn es lässt sich nicht alles beschleunigen. Etwa die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen. (Hartmut Rosa in der Wiener Zeitung vom 26.10.2016)

Rosa führt weiter aus, dass die Lösung dieses Problems jedoch nicht die Entschleunigung sei, sondern die Steigerung von Resonanz.

Das Gegenteil davon [v.d. Beschleunigung, Anm.] ist nicht Langsamkeit, sondern Resonanz. Wenn ich mich lebendig fühle, wenn es Dinge gibt, die mich etwas angehen und auf die ich antworten kann, eine Spur hinterlassen in der Welt. Das macht das gute Leben aus. (ebd.)

Genau mit diesem Argument hat Rosa einen interessanten Punkt hinsichtlich der digitalen Unternehmenskommunikation  – zumindest aus meiner Perspektive – angesprochen. Slow Blogging und Slow Marketing können ein Zwischenschritt, aber nicht die Antwort auf die Content Flut sein. Wenn es um Resonanz geht, dann können es nur jene Inhalte sein, die für den Rezipienten einen tatsächlichen Unterschied im realen Leben machen. Die, wie Rosa es sagte, eine Spur hinterlassen und einen etwas angehen.

Die Antwort auf den Content Schock lautet nicht etwa Slow Blogging, sondern Resonanz. Share on X

Die ehrliche Frage, die wir Kommunikationsverantwortliche uns nun stellen müssen lautet: Wann haben wir das letzte Mal Inhalte erstellt, die diese Kriterien erfüllen? Wann sind wir das letzte Mal mit unseren Leserinnen und Lesern in Resonanz getreten?

Die Content Flut einbremsen – mit Resonanz und Achtsamkeit

Moderne Gesellschaften zeichnen sich laut Hartmut Rosa dadurch aus, dass sie auf Wachstum, Beschleunigung und Innovationsverdichtung angewiesen sind. Dieser Fokus auf Höher, schneller, weiter hat Folgen für unsere Weltgesellschaft und unsere Umwelt. Immer mehr erkennen wir, dass unbegrenztes Wachstum nicht möglich ist. (Hast du dich schon einmal mit dem spannenden Feld der Post-Wachstumsgesellschaft beschäftigt? Ich kann es dir nur ans Herz legen.)

Beschleunigung ist an sich nichts Schlechtes, was kritisch ist, ist der dadurch entstehende fehlende Bezug zur Welt um uns. Wir verlieren den Bezug zum Leben selbst, unsere Selbstwirksamkeit geht verloren und viele von uns Fragen sich zunehmend, wo in alle dem der Sinn enthalten ist.

Das Leben kann nur dann gelingen, sagt Rosa, wenn wir unsere Umwelt wahrnehmen und bereit sind mit dieser in Resonanz zu treten – aber auch die Möglichkeit dazu bekommen. Damit solche „Resonanz-Beziehungen“ gelingen können, brauchen wir einen gesellschaftlichen Wandel, in dem Achtsamkeit gelehrt und gelernt wird. Denn nur wer achtsam ist, wird Resonanzpunkte erkennen und nutzen können.

Was ist Resonanz? Der akustisch-physikalische Begriff Resonanz beschreibt die Beziehung zwischen zwei schwingungsfähigen Körpern. Resonanz entsteht nur, wenn durch die Schwingung des einen Körpers die Eigenfrequenz des anderen angeregt wird. Aus diesem Resonanz-Begriff können wir drei wichtige Faktoren solcher Beziehungen erkennen:

  1. Wir brauchen immer mindestens zwei Körper.
  2. Resonanz ist ein Prozess.
  3. Eine Resonanz-Beziehung braucht ein passendes Medium.

Resonanz in der Unternehmenskommunikation

Was können wir aus diesem Überlegungen für unsere Arbeit als Communication Manager mitnehmen? Bleiben wir bei den drei oben beschriebenen Faktoren:

Resonanz braucht mindestens zwei Körper, die in eine Beziehung treten können. Allein bei diesem Punkt stehen bereits viele Unternehmen an, denn obwohl es das Unternehmen auf der einen Seite und die potenziellen Rezipienten auf der anderen Seite gibt, stellen sich für mich oft folgende Fragen:

  • Wie viele Unternehmen wollen wirklich in Resonanz (sprich Interaktion) mit der Außenwelt (KundInnen, Stakeholder, die Öffentlichkeit) treten?
  • Wie viele Kommunikationsverantwortliche bemühen sich wirklich, strategisch und kontinuierlich, den Kontakt zu den Zielgruppen aufrecht zu erhalten?
  • Wie viele Communication Manager wissen, wie man diesen Kontakt aufbaut und am Leben erhält?

Resonanz ist ein – in unserem Fall – kommunikativer Prozess. Das bedeutet, dass wir einen Austausch mit diesem „zweiten Körper“, also unserer Zielgruppe brauchen. Auch hier können wir uns kritisch fragen:

  • Wie viel Feedback nehmen wir von unseren Zielgruppen tatsächlich auf? Gehen wir auf dieses ein?
  • Wie sehr lassen wir uns von diesem Feedback für unsere zukünftigen Handlungen leiten? Passen wir uns an?

Resonanz-Beziehungen brauchen ein passendes Medium. Hier sind wir wieder bei der Frage, wie und wo wir den passenden Kanal für unsere Unternehmenskommunikation finden.

Du siehst, der Begriff der Resonanz in der Unternehmenskommunikation ist vielschichtig und strategisch. Die Frage, die wir uns zu Beginn unserer Bemühungen und Arbeit ehrlich stellen müssen, lautet: Wollen wir einfach nur einen Beitrag zur Content Flut leisten oder wollen wir mit unserer Zielgruppe tatsächlich in Resonanz treten? 

Content Flut, Resonanz, Unternehmenskommunikation

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