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Datenschutz bei der Webseitenanalyse Datenschutz bei der Webseitenanalyse

Track me if you can! Datenschutz bei der Webseitenanalyse

Verwendest du Google Analytics? Diese Frage ist für viele Online MarketerInnen bzw. Kommunikationsverantwortliche fast schon eine Beleidigung. „Ja natürlich, wie sonst könnte ich meine Webseitenbesucher tracken und die Performance meiner Seite evaluieren,“ heißt es dann meistens. Und obwohl das durchaus stimmt, bin ich heute einfach mal so frei und frage weiter: Was hast du davon wenn du das weißt? Wann hast du das letzte Mal auf deine Analytics-Daten geschaut? Ändern diese Daten irgendetwas an der Art und Weise, wie du online agierst? Hast du dir schon einmal Gedanken über den Datenschutz gemacht bzw. den (potenziellen) Wunsch deiner Besucher nicht getrackt zu werden?

Dieser Artikel vom September 2016 wurde von Elisa Drescher, Datenschutzexpertin, von der SCALELINE LTD an die neueste Rechtsprechung angepasst. Viele Blogbeiträge zu Themen zum Datenschutz findest auch direkt auf SCALELINEs Blog. Die Ergänzungen berücksichtigen den Stand April 2022.

Ich will an dieser Stelle gar nicht abstreiten, dass eine statistische Analyse von Webseiten für Online MarketerInnen und Kommunikationsverantwortliche Vorteile und wichtige Einsichten liefern kann. Was ich allerdings sehr wohl kritisch sehe, ist die Unreflektiertheit mit der häufig an dieses Thema herangegangen wird.

Gerade weil Daten das Gold des 21. Jahrhunderts sind wird kein Weg an ihrem Schutz vorbeiführen und ich denke, dass auch viele, zunehmend kritische, UserInnen einen respektvollen Umgang mit ihren Daten einfordern werden. Insofern behaupte ich, dass ernstgemeinter Datenschutz in der digitalen Unternehmenskommunikation zukünftig keine Option, sondern ein absolutes Knock-out-Kriterium darstellen wird.

#Datenschutz wird zukünftig ein absolutes Knock-Out-Kriterium. Share on X

Statt hier und heute aber mit erhobenen Zeigefinder Webseiten-Analysetools allgemein zu verteufeln, möchte ich viel lieber ihr Potenzial für digitale Kommunikation herausstreichen und auch zeigen, wie man Datenschutz dabei dennoch hochhalten kann. Los geht’s!

Was Webseitenanalyse leisten kann

Durch den Einsatz von Webseiten-Analysetools bekommen wir ein genaueres Verständnis über einige wichtige Kennzahlen unserer Webseite. Kurz gesagt: die Performance des jeweiligen Webauftritts wird in Zahlen, Tabellen und Diagrammen dargestellt.

Ein guter Onlineauftritt kann sehr viel für den Unternehmenserfolg beisteuern, besonders dann, wenn die verantwortlichen auf Content Marketing setzen. So kann die Neukundengewinnung ohne Kaltakquise zunehmen, die Umsätze und Verkäufe (z.B. in Online-Shops) können signifikant steigen und es kann ein nachhaltiges Unternehmensbild geschaffen bzw. transportiert werden (natürlich nur als ein exemplarischer Teilaspekt von vielen).

Analytics-Daten können viel erzählen. So sehen wir

  • die Anzahl, Quelle und geografische Lage der BesucherInnen
  • die Absprungraten und Absprungseiten
  • die Einstiegsseiten und Verweildauern
  • die Besucherflüsse
  • die beliebtesten Seiten aber auch
  • mit welchen Suchbegriffen BesucherInnen auf unsere Seite gestoßen sind

(Wenn du noch nicht so viel Erfahrung mit Webseiten-Analysetools hast und einige der Begriffe, die ich hier aufgelistet habe, nicht verstehst, dann schau unbedingt auf diesen sehr hilfreichen Beitrag von MIK Agency Schweiz.)

Den Daten müssen Taten folgen

Nackte Daten sind allerdings kaum etwas Wert – zumindest für dich und dein Unternehmen. Die Voraussetzung dafür, dass Analytics-Daten einen Nutzen für dich bringen, ist, dass du aufbauend auf den Erkenntnissen, auch konkrete Handlungen folgen lässt. Hier ein ganz konkretes Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung:

Ich habe mich relativ lange nicht mit den Daten aus meinem Webseitenanalyse-Tool beschäftigt. Erst als ich im SEO-Workshop von Franz saß, ging mir ein Licht auf, das mächtig viel Schwung in meine Webseitenbesuche brachte. Was war passiert?

Ich hatte von Anfang an auf meinem Blog auf Google Analytics verzichtet und dafür auf mein selbst gehostetes Matomo gesetzt. Da ich nicht allzu „datenlastig“ unterwegs war (und auch immer noch nicht bin), habe ich es aber auch nur sporadisch genutzt. Im oben erwähnten Seminar meinte Franz aber, ich sollte mir die Sache noch mal überlegen und zumindest der Google Search Console eine Chance geben. Denn, wenn ich mein Business online treiben will, werde ich nicht ganz um Google herumkommen. Da hatte er wohl Recht!

Wer online arbeitet, wird nicht ganz ohne Google auskommen! #datenschutz Share on X

Ja, ich bin ein großer Fan von Matomo und ich verwende es auch weiterhin aus Überzeugung. Eine Sache hat mich aber immer gestört: Gehe ich bei Matomo in die Suchbegriffe, steht an prominenter erster Stelle der Auflistung – Suchbegriff nicht definiert. Das nervt gewaltig!

Die Suchmaschine, die meine Besucher am häufigsten nutzen, ist (wer hätte das gedacht) Google. Meine Schlussfolgerung war also (und Franz stimmte mir zu), dass ich genau diese Suchbegriffe mit der Search Console aufdecken könnte. Ich habe es getestet und BINGO! Dank der Search Console bekomme ich die volle Ladung Suchbegriffe und zusätzlich noch einige weitere nützliche Infos, die für Google relevant sind.

Jetzt kann ich meine Online-Inhalte besser an meine Zielgruppe anpassen, ich wie sie auf meine Seite stoßen und ich sehe auch, welche Keywords bei mir noch nicht so wirklich „anziehen“, obwohl ich genau für diese gerne ranken würde. Jetzt kann ich sagen, dass meiner Daten-Analyse auch konkrete Taten folgen.

Google Search Console und der Datenschutz

Aber was ist diese Search Console eigentlich und was macht sie datenschutzrechtlich aus? Wieso bin ich hier einen Kompromiss eingegangen?

Anders als Google Analytics „sitzt“ die Search Console nicht auf deiner Webseite, sondern bei der Black-Box Google selbst, quasi am „Ausgang“. Die Search Console misst und evaluiert den gesamten Traffic, der von Google zu deiner Seite führt. Google sammelt diese Daten unabhängig davon, ob du sie haben willst oder nicht, denn sie sind für das Ranking von Webseiten relevant. Du kannst diese Daten nutzen oder eben auch nicht.

Misst die Search Console, was auf deiner Seite vorgeht? Nein. Genau diese Tatsache hat mich dazu bewegt, der Search Console tatsächlich eine Chance zu geben. (Danke Franz!) Seither mag ich sie nicht mehr missen.

Bei der datenschutzrechtlichen Überarbeitung meiner Webseite mit Mike Kuketz war die Google Search Console der erste Punkt, bei dem wir uns nicht wirklich einig werden konnten. Beim Thema Webseitenanalyse scheiden sich hier unsere datenschutzorientierten Geister. Je nachdem, in welcher Branche man arbeitet, hat man eben andere Prioritäten. Ich denke, dass, wenn man im Bereich Content Marketing und digitale Unternehmenskommunikation arbeitet, nicht ganz ohne Google auskommt.

Ich verstehe Mikes Bedenken und ich teile sie. Ich habe jedoch für mich beschlossen, dass ich an dieser Stelle dennoch einen Kompromiss eingehen werde.

Ich finde es sehr wichtig große und relevante Zusammenhänge in der digitalen Welt zu verstehen, scheinbare Standards (wie der Einsatz von Google Analytics) kritisch zu hinterfragen und digitale Medienkompetenz mit meiner Arbeit zu pushen. Wie oben aber bereits erwähnt, ist es auch wichtig, Schlüsse zu ziehen und auf diese auch Entscheidungen folgen zu lassen. Idealerweise sind das bewusste und informierte Entscheidungen, hinter die man sich voll und ganz stellen kann.

Wenn du mich also fragst, was derzeit meine persönliche datenschutzrechtliche Empfehlung für Webseiten-Analyse ist, dann sage ich ganz klar: ein selbst gehostetes Matomo und ergänzend dazu die Search Console von Google.

Ergänzung 2022: Auch das gilt derzeit noch so weiter, denn Google Analytics kann derzeit nicht legal genutzt werden. Durch die Einführung der DSGVO sind nicht nur die Anforderungen im Zusammenhang mit Datenübermittlungen in Drittländer gestiegen, sondern auch die Anforderungen an eine rechtsgültige Einwilligung. Nur wenn ein Consent-Banner (auch als Cookie-Banner bezeichnet), auf der Website integriert ist, auf der getrackt wird, und das Wording richtig ist, kann das Tracking erfolgen. Die Zeiten, dass Webtrackingdienste auf Basis des berechtigten Interesses (Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO) eingesetzt werden können, sind vorbei. Hier könnt ihr euch eine Checkliste von SCALELINE downloaden & prüfen, ob die formellen Anforderungen an den Consent-Banner erfüllt sind. Wichtiger Hinweis: Auch der Umstand, dass ein Cookie-Banner auf der Website integriert ist, ist in den Datenschutzhinweisen auf der Website aufzunehmen.

Meine persönliche datenschutzrechtliche Empfehlung für #Webseitenanalyse. Share on X

Die richtigen Matomo-Einstellungen

Noch ein kleiner Nachsatz zu Matomo: Achte darauf, dass du auch hier datenschutzkonforme Einstellungen vornimmst!

  • Anonymisiere die IP-Adresse von Besuchern
  • Entferne alte Besucher-Logs automatisch aus der Datenbank
  • Lösche Logs, die älter sind als 365 Tage
  • Aktiviere Do-not-Track-Einstellungen
  • Standorterkennung über GeoIP

Wie siehst du eigentlich die ganz Sache mit dem Datenschutz bei der Webseitenanalyse? Nützt du es, wenn ja wie umfassend? Auf welches Tool setzt du und was denkst du über den Datenschutz? Ich freue mich über deine Kommentare und falls dir das Thema am Herzen liegt, dann teile es bitte!


Mag. Elisa Drescher ist Data Protection Enthusiastin, Juristin und Co-Gründerin von SCALELINE LTD, einer Unternehmensberatung für Datenschutzrecht. Nach ihrer Tätigkeit bei einer renommierten Unternehmensberatung für Datenschutz in Deutschland verbindet sie die Anforderungen der DSGVO sowie den nationalen Datenschutzgesetzen in Österreich und Deutschland und vermittelt das für viele sehr trockene Thema Datenschutz auf eine sehr lockere und charmante Weise. Denn Datenschutz geht uns alle an. Und mit SCALELINE wird Datenschutz[R]echt easy.


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