Schreiben mit Stil und Leidenschaft
Ich lese wirklich viel und von Grund auf fast alles, was mir eben gerade in die Hände fällt und meine Aufmerksamkeit erweckt oder das, was ich als wichtig erachte, so z.B. meine tägliche Zeitungslektüre. Ich schreibe auch gerne. Zum Glück habe ich einen Job, bei dem ich mich in beiden Bereichen so richtig austoben kann – wenn „austoben“ überhaupt die passende Beschreibung für diese Tätigkeiten ist. Ach ja, „austoben“ ist ja selbst ein Verb und somit kein beschreibendes Adjektiv…egal, ich komme vom Thema ab, meine Leser wissen aber ohnehin, was ich meine – hoffentlich.
Ist Stil etwa unerwünscht?
Ich lese und schreibe also sehr gerne. Das heißt aber nicht, dass ich alles, was ich lese als gut befinde. Manchmal lese ich Artikel, Bücher, Werbung einfach nur, um zu sehen, ob an irgendeiner Stelle eventuell doch noch etwas „Brauchbares“ kommt. Leider, werde ich immer wieder enttäuscht. Sind meine Erwartungen an Text und Sprache zu hoch gesteckt oder ist die gesellschaftliche Latte schon so tief gestellt? Ich glaube die Antwort macht mir Angst, also gehen wir lieber einen Schritt weg davon.
Genauso wenig heißt meine Leidenschaft aber, dass all das, was ich in Worte und Sprache fasse, immer gut ankommt. Ich kenne viele Menschen, die meinen Schreibstil mögen: er sei lebendig, frisch von der Leber weg, dennoch durchdacht und eloquent. Danke an dieser Stelle an alle, die diese Meinung teilen! 🙂
Beruflich wird mein Schreibstil zwar auch als gut befunden – sonst täte ich ja nicht das, was ich tue – und trotzdem wird er regelmäßig „zerpflückt“. Alle Füllwörter automatisch raus, Nebensätze ausblenden, kurz, knackig, klar, staccato. Schade, denke ich mir dann oft, damit geht oft die „Seele meines Textes“ verloren und er schaut aus, wie viele andere Texte, von vielen anderen Textern, ohne echten Wiedererkennungswert – irgendwie Einheitsbrei.
Schreiben mit Stil und Leidenschaft
Heute früh in der U-Bahn, auf den Weg zur Arbeit, las ich nicht nur meine Zeitung und meinen Twitter-Feed, sondern auch ein paar neue Artikel auf Feedly. Ich bin auf einen tollen Artikel gestoßen, der mein Dilemma perfekt auf den Punkt gebracht hat. Thomas Kemp, ein HubSpot Blogger, traf mit seinem Beitrag den Nagel auf den Kopf: „Content Marketer, kocht keinen Einheitsbrei, stellt Stilfragen!“, titelte er und war mir auf Anhieb sympathisch und wurde prompt zu meinen Kreisen auf G+ hinzugefügt. Den Artikel kann ich euch allen nur empfehlen. Für mich war er wirklich wie Balsam auf der Seele. Endlich hat jemand den Mut die Masse an stillosen Texten, die online umhergeistern, kritisch anzusprechen.
Thomas hat mich in meiner Meinung gestärkt: Einen eigenen Stil zu haben ist gut und wichtig. Im „echten“ Leben, in persönlichen Gesprächen hast du ihn ja auch und es wird immer Menschen geben, die ihn mögen oder eben auch nicht mögen. Wichtig ist, dass du deine Leidenschaft so auslebst, wie es für dich passt und dich nicht verbiegen musst, um eventuell eine größere Leserschaft zu erreichen.
Ich werde auch weiterhin viel lesen und schreiben und auch in Zukunft werden meine Texte im Job „gelichtet“ werden, aber dafür habe ich ja diesen Ort: meinen eigenen Blog. Hier kann ich mich sprachlich ausleben: Füllwörter setzen, Nebensätze konstruieren, Alliterationen, Metaphern und Allegorien verwenden.
Ein guter Tag zum Schreiben. Danke Thomas, danke Feedly, danke WordPress.
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