
Content Curation: Wissen teilen, Expertenstatus aufbauen
Welcome to a brand new world! Das ist es wirklich. Das Internet von heute unterscheidet sich maßgeblich von dem, was es einmal war und von dem, für das es viele Unternehmen heute noch halten. In den meisten Denkmustern unternehmerischen Handelns ist das Internet noch immer ein simpler Verkaufskanal, der zugegebener Maßen, immer mehr Ressourcen verbraucht. Aber, so die Logik weiter, da immer mehr Menschen online aktiv sind, hat das wohl seine Berechtigung. Aber, dem ist nicht so!
Das Internet von heute ist “social”
Das Internet von heute hat sich zu einem Social Web entwickelt. Aber was genau zeichnet dieses “soziale” Internet eigentlich aus?
- Jeder hat die Möglichkeit aktiv zu kommunizieren. Sei es zu kommentieren, Feedback zu geben, Gespräche zu beginnen oder selbst zu publizieren, das Internet von heute hat sich zu einem dialogbasierten Kommunikationsmedium entwickelt.
- Die Dialoge, die im Social Web stattfinden, bedienen sich einer ungezwungenen, freundschaftlichen und simplen Sprache – zumindest sollten sie das tun. Nur diejenigen, die es verstehen sich deutlich, kurz und klar auszudrücken und andere zu einem Gespräch einzuladen, werden langfristig Erfolge verbuchen können.
- Die Maxime “Wissen ist Macht” ist im Social Web passé. Wissen gehört der Gemeinschaft, ist frei verfügbar und wird geteilt.
- Anerkennung und Status erreicht man im Social Web durch Vernetzung und Engagement innerhalb der Gemeinschaft. Langanhaltende und ehrliche Beziehungen spielen hier eine entscheidende Rolle um seine Reputation zu bekräftigen.
Wissen wird immer noch nicht gern geteilt
Im Hinblick auf das Thema dieses Beitrags – sich simpel und effektiv im Social Web zu positionieren – ist der dritte Punkt von besonderem Interesse: Wissen ist frei verfügbar und wird geteilt. Ist das tatsächlich so? Meine Erfahrung zeigt mir, dass noch immer sehr viele Unternehmen nicht dazu bereit sind ihr Wissen öffentlich zu teilen.
“Wir können doch nicht alles online stellen! So liest ja die Konkurrenz mit und die Kunden machen alles selbst!”
Sehr ähnlich verhält es sich auch mit dem Teilen fremder Inhalte.
“Wir können doch keine Beiträge von Mitbewerbern teilen. Sind Sie noch bei Sinnen?”
So oder so ähnlich lauten die Argumente. Kommen dir diese Gedanken in irgendeiner Weise bekannt vor? Falls ja, solltest du sie noch einmal überdenken.
Warum es schlicht dumm ist, Wissen für sich zu behalten
Szenenwechsel.
Betrachten wir die Sachverhalte einmal aus der Perspektive unserer Zielgruppe: Menschen gehen online, um Fragen zu ihren Antworten und Lösungen zu ihren Problemen zu finden. Wenn ein junger Online-Marketer beispielsweise nach Methoden der effizienten Suchmaschinenoptimierung sucht, dann will dieser wohl kaum Angebote einer SEO-Agentur als Suchresultate finden, sonder schnell umsetzbare Tipps.
Bei deiner Suche nach einem neuen Smartphone interessierst du dich natürlich auch für den Preis, aber noch viel mehr für die Erfahrungswerte anderer NutzerInnen. Im Gegensatz dazu ist dir der Mobilfunkanbieter eher egal – außer seine Tarifgestaltung ist wieder einmal höchst kreativ. 😉
Was passiert, wenn du deiner Zielgruppe dein Wissen verweigerst? Bei zig Resultaten, die ihr die Suchmaschinen anbietet, ist die Antwort einfach: Sie klickt woanders hin. Und du hast die Chance verpasst, eine/n potenzielle/n Kunden/in auf deine Webseite zu bekommen. Wird er/sie zurückkommen? Eher nicht.
Im Social Web zählen die eigenen Bedürfnisse
Was ich damit verdeutlichen will ist, dass UserInnen im Social Web an echter zwischenmenschlicher Kommunikation, mit Mehrwert und konkretem Problemlösungspostenzial interessiert sind. Werbung, Unternehmensmeldungen und Selbstbeweihräucherung werden entweder überhaupt nicht wahrgenommen oder – was viel schlimmer ist – als störend und reputationsschädigend wahrgenommen.
Es ist schwer sich das einzugestehen, aber der Mensch im Social Web fragt sich (fast) ausschließlich: Was habe ich davon? Keiner hat auf uns und unser Produkt gewartet! Das, was die UserInnen wollen, ist, dass dein Ding ihre Probleme löst. Wie es heißt, woher es kommt, wie es dazu gekommen ist und noch all die anderen – aus Unternehmensicht interessanten Fragen – interessieren nunmal kein Sch… niemanden.
Unsicherheit als Wegbegleiter
Durch diese ernüchternden Erkenntnis fühlen sich viele Unternehmen in ihren Online-Kommunikation verunsichert. Einige ignorieren einfach die oben beschriebenen Tatsachen und machen weiter, wie bisher. Wieder andere suchen Wege und Möglichkeiten dennoch zu ihren Zielgruppen durchzudringen. Diese Möglichkeiten gibt es in der Tat und die ersten Schritte sind sogar relativ einfach umsetzbar.
Im Social Web zu kommunizieren, bedeutet sich als Unternehmen maximal zurückzunehmen und die Dialoggruppe in den Fokus deiner Arbeit zu stellen. Was will deine Zielgruppe, was sucht sie, was braucht sie? Die Antwort: Hilfreiche und interessante Beiträge, die ihnen das Leben erleichtern – also, relevanten Content.
Die Erstellung von Content, der deine Zielgruppe erreicht und qualitativ hochwertig aufbereitet ist, braucht Zeit und Ressourcen. Es ist daher besonders zu Beginn deiner Online-Kommunikationsstrategie schwierig, ausreichend selbstproduzierten Content vorzuweisen. Die gute Nachricht ist, dass deine Zielgruppe weniger darauf achtet, wer den Content produziert hat, sondern vielmehr wer ihnen die Informationen zur Verfügung stellt.
Content Curation als Lösungsweg
Was heißt das nun konkret? Das Kuratieren – also das Zusammentragen und Aufbereiten – von thematisch passenden Inhalten (ja, auch von Konkurrenten!) ist eine simple, schnelle und absolut legitime Möglichkeit sich als ExpertIn auf einem Themengebiet zu positionieren. Das Potenzial für die Marken- und Imagebildung ist hier, im Vergleich zum Aufwand, sehr groß. In den Augen deiner Zielgruppe bist du derjenige, der hilft und seine unternehmerischen “Illusionen” hinter ihre Bedürfnisse reiht.
Content Curation ist ein Service für deine Zielgruppe: Du suchst interessante, relevante, hilfreiche und viel diskutierte Inhalte zusammen und sparst deiner Dialoggruppe damit Zeit. Und die ist heutzutage mitunter ein sehr knappes Gut! Zusätzlich lernst du mit jedem gelesenen und geteilten Beitrag selbst dazu, sei es themenspezifisch oder auch, wie man hochwertige Online-Inhalte erstellt und teilt. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Siehst du noch einen Grund, Content Curation in deiner Kommunikationsstrategie nicht zu nutzen? Falls ja, lass es mich bitte wissen!
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Vladimir
Wer sein Wissen nicht teilt, wird weder im Bloggen noch im Social Web erfolgreich sein. Die Menschen wollen Lösungen für ihre Probleme haben. Und ohne dein Wissen dafür zu teilen, wirst du ihnen nicht helfen können. Das ist Fakt.
Keine Sau wird sich für dich interessieren und auf deine Seite gehen und du erschafft eine eigene Blase um dich herum.
Super Beitrag!
Viele Grüße
Vladimir
Ivana
Danke Vladimir, dem ist nichts mehr hinzuzufügen! 🙂
LG
Ivana
kenny Novo
ok das ist wirklich sehr interessant… ich frage mich jedoch wie es dabei mit doppelten content ausschaut wenn man interessante zum thema passende infos auf der eigenen seite einbaut mit link zur ursprungsseite …was wird google sagen ?
Ivana
Danke für das Nachfragen!
Wie man Content Curation technisch angeht, habe ich in meinem Beitrag nicht behandelt – das hole ich gerne in einem weiteren nach. Deshalb hier nur kurz:
Relevanten Content teilt man 1:1 am besten über die eigenen Social-Media-Kanäle: Retweets, Shares und Empfehlungen lassen den ursprünglichen Autor sofort erkennen. Das ist im Grunde schnell und problemlos umzusetzen.
Das Implementieren von fremden Inhalten im eigenen Blog gestaltet sich natürlich anders. Hier kann man den Beitrag nicht 1:1 übernehmen, aber man kann einen interessanten Artikel z.B. als „Aufhänger“ nutzen, diesen als Quelle verlinken und darauf aufbauend einen eigenen Beitrag erstellen. Entweder man schildert seine Sicht der Dinge zum Thema, man „füttert“ den Originalbeitrag mit persönlichen Erfahrungen, man stellt eine Gegenthese auf oder behandelt das Thema noch spezifischer usw.
Es geht bei Content Curation als nicht um das Kopieren von Inhalten, sondern um das Aufwerten bestehender Inhalte für seine Dialoggruppen.
Liebe Grüße,
Ivana
Ben Harmanus
Genau! Content Curation ist eben kein doppelter Content.
Google straft Duplikate aus einem Grund ab: Sie müllen das Internet zu und bieten keinen Mehrwert. Und diese Bestrafung ist gut so.
Daher immer bedenken: Wie schaffe ich mit Content Curation einen Mehrwert?
Wenn man z.B. die aktuell besten 10 Artikel zu Content Curation inkl. kurzer Inhaltsangabe zusammenträgt, dann ist da ein Mehrwert für alle, die gerne tiefer in das Thema eintauchen möchten! 🙂
Und in der Social Media gilt: Du bist was du sharest. Egal ob privat oder im B2B. Und ich habe ausschließlich positive Erfahrungen mit dem Sharing von Fremd-Content gemacht.
Ivana
Danke Ben,
dem kann ich nur zustimmen! Auch ich habe nur positive Erfahrungen mit dem Teilen von Fremd-Content auf Social-Media gemacht. Genau das ist auch der Grund, warum ich es empfehle und andere dazu motiviere es auszuprobieren.
Volker Lange
Divide et impera
Ivana
Inwiefern das?
Fundstücke April 2015 › Contentkiste
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Günter Heini
Ein klasse Artikel! Wer gibt, der gewinnt. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Schließlich geht es um wertvolle Informationen, die wir teilen. Und warum nicht etwas von Konkurrenten teilen? Wenn es um guten Inhalt geht, ist es doch prima, finde ich. Findest du nicht auch?
Ivana
Lieber Günter,
ich bin absolut deiner Meinung! Leider sehen das immer noch viele gerade im Business nicht so. Wir haben nun die „Aufgabe“ genau diese Info zu teilen. 🙂
Danke für das Lob.
Liebe Grüße
Benjamin
Hallo Ivana,
ein tolles Plädoyer für mehr Gemeinschaftsdenken im Web! Als Blogger kann man nicht vor sich hinbrüten und gleichzeitig eine hohe Reichweite erwarten. Ich finde es toll, wenn erfolgreiche Menschen ihre Tipps und Erfahrungen teilen, davon habe schließlich alle was.
Ein schöner Beitrag, vielen Dank dafür.
Beste Grüße,
Benjamin
Ivana
Lieber Benjamin,
schön, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Du hast vollkommen Recht, alleine wird man nicht weit kommen. Content Curation wird aber immer noch unterschätzt…die Angst ist einfach noch zu groß. Da liegt noch viel Überzeugungsarbeit vor uns!
Liebe Grüße,
Ivana
Aktuelle Bookmarks der Woche (KW-31) | web2work.de – der Webworker-Blog
[…] Content Curation: Wissen teilen, Expertenstatus aufbauen – keen online communication Montag, 27. Juli 2015 15:21 […]
Book Ofra
Hallo,
wie sind denn deine Erfahrungen mit gespinnten Texten? Hier kann man zwar guten Content haben, aber wie sieht google das? Erkennt das google bei gut gespinnten Texten? Wie ist das bei Content Curation – muss man da den Text auch spinnen?
Bin gespannt über deine Erfahrungen
Ivana
Hallo und danke für deine Frage!
Ich habe bisher keinerlei Erfahrung mit gespinnten Texten, da ich sie nicht für sinnvoll erachte und daher nicht nutze. Außerdem bringen siedem/der UserIn keinen Nutzen, sondern füllen nur das Netz mit minderwertigen Content.
Vorausgesetzt wir verstehen unter gespinnten Texten dasselbe. Da frage ich mich aber, welchen Bezug das zu Content Curation hat? Magst du hier ein wenig weiter ausholen?
Content Curation ist ja das Zusammenstellen von Texten und Quellen anderer AutorInnen. der ursprüngliche Content wird hier nicht verändert oder gar übernommen, sondern lediglich weiterempfohlen.
Ganz liebe Grüße
Ivana